Mittwoch, 19. Oktober 2011

Eine Frau bei 1000 Grad

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bereitgestellt vom Klett-Cotta Verlag über blogg dein buch

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Autor Hallgrímur Helgason

★★★★ (von 5)

Für mich eher anders als erwartet. Ich habe das Buch gerne gelesen ohne es zu verschlingen, allerdings habe ich immer noch eine Menge Fragezeichen im Kopf. Teilweise gingen mir die Zeitsprünge ziemlich auf den Geist, allerdings wurde eben so die Neugier geweckt und vieles am Anfang des Buches erschließt sich erst dem Ende zu. Außerdem entspricht dieses “Wirrwarr” auch eher dem Alter der Buchfigur.

Gehofft habe ich auf skurrile, verrückte Geschichten aus dem Leben der “Alten”, bekommen habe ich Tragik, Drama und Mitleid. Mitleid mit einer Buchfigur, die einsam in ihrer Garage mit siebenfachem Krebs, ihrem Laptop, dem “Herz ihres Vaters” und ohne Kontakt zu ihrer Familie lebt, diese aber online ausspioniert und nebenbei auf den Tod wartet. Alles mit einer gehörigen Portion Galgenhumor, einer sehr deftigen Ausdrucksweise und teilweiser erschreckender Hartherzigkeit.

Trotzdem hat mich auch vieles angerührt im Rückschau auf ihr Leben. Eine Frau der Widersprüche ist diese Herbjörg und irgendwie nicht einzuordnen. Als Kind ihrer Heimat entwurzelt weil der Vater hitleranhängig ist und lieber Krieg spielen will, muss sie sich schon früh mit Ausgrenzung und Mobbing auseinandersetzen und findet dabei ihren eigenen Weg dieses zu umgehen. Als Teenie dann die Trennung von ihrer Mutter die weit bis nach dem Krieg reichen sollte und zu der sie nie wieder den Bezug findet, wirrt sie alleine im Hitlerdeutschland herum und ist für ihr Überleben selbst zuständig. Ihr ständiger Begleiter ist eine Handgranate, die sie von ihrem Vater zu ihrem eigenen Schutz bekam und die sie bis an ihr Lebensende behalten sollte.  Eine Jugend, die geprägt ist von Hunger, Vergewaltigungen, Suche nach Halt, Stabilität und Liebe endet gegen Kriegsende mit einer unwissentlichen Vergewaltigung durch den eigenen Vater. Für mich ein Konflikt, der eigentlich zu wenig Beachtung im Buch findet. Immerhin waren sie danach noch viele Jahre beisammen und sie hat ihn an seinem Lebensende gepflegt.

Es gab in ihrem Leben Not, Saus und Braus, Weltenbummelei und Knutschereien mit einem Beatle aber auch schreckliche Dinge wie u.a. den Unfalltod ihrer Tochter, die sie zwar aus Berechnung und Gier bekam über deren Tod sie aber nie hinwegkam oder erniedrigende Beziehungen zu Männern, von denen eine sogar mit einem Mord endete. Das Ende des Buches ist sehr leise beschrieben und der “Abgang” passt irgendwie zu ihrem Leben.

Fazit: Als Kind tat sie mir leid, als Frau tat sie einiges das ich nicht nachvollziehen kann. Sie hatte auch viele Züge die ich persönlich verachte, deren Gründe aber sicher in der Kindheit liegen. Verwirrend? Wie das Buch eben auch.
Bevor ich es vergesse zu erwähnen, das Lesen dieses Buches hat mich neugierig gemacht auf die Vorgängerbücher des Autors und ich werde diese bestimmt auch irgendwann lesen.

 

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